Containern - könnte „retten“ von Lebensmitteln bald legal werden?
In vielen Städten und Dörfern ist es ein gewohntes Bild. Nicht nur Studenten ziehen abends los und „retten“ eigentlich noch genießbare Lebensmittel aus den Mülltonnen der Supermärkte, Discounter und der Gastronomie. Dafür müssen sie über Absperrungen, Tore oder Mauern klettern - und hier liegt genau das Problem. Denn das ist illegal und die Dumpster Diver machen sich strafbar. Die Politik will das „containern“ legalisieren, der Handel ist dagegen und auch Organisationen wie die Tafeln sehen es eher kritisch, lehnen es aber nicht rundweg ab.
Was ist Containern überhaupt
Wer cointainert holt abgelaufene, aber noch genießbare Lebensmittel aus Abfallbehältern. Andere Wörter dafür sind „Dumpster Diving“ oder „Müll tauchen“.Viele Dumpster Diver wollen damit ein Zeichen gegendie Lebensmittelverschwendung und die Wegwerfgesellschaft setzen. Aber auch Bedürftige gehen containern. Schlicht und einfach, weil sie sich sonst anders keine Lebensmittel leisten können. Für solche Menschen ist das Dumpster Diving oft mit viel Scham behaftet.
Bei den Zahlen, wie viele Tonnen Lebensmittel jährlich weggeworfen werden, gibt es lediglich Schätzungen. Die Bundesregierung geht von 11 Millionen Tonnen aus, der WWF von 18 Millionen Tonnen. Private Haushalte werfen davon übrigen 6,5 Millionen Tonnen weg und haben mit rund 78 % den größten Anteil an der Lebensmittelverschwendung. Wenn du also etwas dagegen tun möchtest, ist die Speisekammer App ein ideales Tool.
Die Regierung hat das Problem mittlerweile erkannt und die Initiative „Zu gut für die Tonne“ ins Leben gerufen. Damit sollen die Menschen wieder einen Bezug zu ihren Lebensmitteln bekommen.
Containern ist strafbar
Das Problem an der Sache ist, dass die Container, Mülltonnen und Abfallbehälter sich in der Regel auf Privatgrundstücken befinden. Bis zum Zeitpunkt der Entsorgung gehört der Inhalt dem Grundstückseigentümer. Dumpster Diver begehen zum einen also Diebstahl und zum anderen Hausfriedensbruch, wenn sie in fremden Mülltonnen nach abgelaufenen Lebensmitteln fischen. Im Jahr 2019 wurden zwei Frauen an einem bayerischen Amtsgericht zu Sozialstunden verurteilt, weil sie beim containern erwischt wurden. Dagegen gingen die beiden sogar bis vor das Bundesverfassungsgericht, das die Klage allerdings ablehnte. Der Jesuitenpater Jörg Alt hat sich nach dem Containern selbst angezeigt. Die Lebensmittel, die er gerettet hat, wurden übrigens unter Bedürftigen verteilt.
Containern bald straffrei?
Der Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) und der Bundesernährungsminister Cem Özdemir (die Grünen) überlegen, die Strafen für das Containern abzuschaffen, allerdings unter der Prämisse, dass kein Hausfriedensbruch vorliegt. Wer also beispielsweise einen Zaun beschädigt oder ein Tor aufhebelt, macht sich weiterhin strafbar. Aber: eine Gesetzesänderung auf Bundesebene ist nicht geplant. Die neuen Richtlinien sollen von den Ländern selbst beschlossen werden.
Diesen Vorstoß gab es auch schon 2019. Damals stellte der Hamburger Justizsenator Till Steffen (die Grünen) bei der Justizministerkonferenz den Antrag, Containern zu legalisieren. Dieser wurde allerdings von den CDU geführten Ländern abgelehnt, mit der Begründung, dass Containern zum einen menschenunwürdig und hygienisch fragwürdig ist und zum anderen, dass die Haftungsfrage ungeklärt sei. Auch der Handel ist dagegen, das Containern zu legalisieren. Ebenso sehen es die Tafeln kritisch, obwohl der Verband durchaus dafür ist, das Containern zu entkriminalisieren. Sie fordern aber auch, dass Lebensmittelspenden vereinfacht werden müssen. In Frankreich ist es übrigens so, dass das Verschwenden von Lebensmitteln strafbar ist. Supermärkte aber einer Größe von 400 qm sind gesetzlich dazu verpflichtet aussortierte Lebensmittel an Bedürftige weiterzugeben. Wer sich nicht daran hält, muss mit einer Geldstrafe rechnen. In Kanada ist Dumpster Diving im öffentlichen Raum legal. Auch eine Verbesserung der Wertschöpfungskette könnte helfen, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.
Übrigens: Viele Lebensmittelhändler in Deutschland spenden bereits an die Tafel und andere ähnliche Projekte.
Alternativen zum Containern
Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, der Lebensmittelverschwendung den Kampf anzusagen - ganz legal.
Oft findet man in Supermärkten und Discountern Angebote mit Lebensmitteln, bei denen das MHD kurz vor Ablauf steht. Hier lässt sich dazu auch noch Geld sparen. Eine weitere Möglichkeit ist ein Essensplan. Dafür setzt man sich an einem Tag hin und plant das Essen für die ganze Woche - und geht danach einkaufen. Die gekauften Lebensmittel kannst du in der Speisekammer App erfassen, denn manche Produkte braucht man nicht mit einmal kochen auf.
Das ist auch eine gute Überleitung zu unserem nächsten Tipp. Sei kreativ in der Küche. Aus Übriggebliebenem und Resten lässt sich oft noch was Tolles zaubern.